P.E.Häfliger
Gebäudebetriebstechnik GBT, R&M, Infrastruktur, Novartis Services AG
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Betreuung von Reinräumen durch
eine virtuelle Gebäudetechnik-Organisation
Inhaltsverzeichnis
0. Zusammenfassung
1.1 Produkteerzeugnisse, Umgebung
1.2 Qualitätsvorschriften
2.1 Qualitätsanforderungen an die Produkte und die Produktionsumgebung
2.2 Betriebswirtschaftliche Ziele
2.3 Konsequnzen für die Gebäudetechnik
3. Anforderungen der Benutzer an die Reinräume und Reinzonen
3.1 Reinraumanforderungen, Reinraumzonen
3.2 Anforderungen an die Infrastruktur
3.3 Betriebsanforderungen
4.1 Aufbau und Infrastruktur von Reinräumen
4.2 Betriebssicherheit
4.3 Qualitätssicherung
5. Qualifizierungsservice bei der Gebäudetechnik
5.1 Aufgaben, Zielsetzungen, Dienstleisterorganisation
5.2 Dienstleistungen der virtuellen Gebäudetechnikorganisation
5.3 Qualifizierungsplanung
5.4 Qualifizierungsdurchführung
5.5 Messmethoden, Messinstrumente
6. Zukünftige Entwicklungen, Kundennutzen
6.1 Problemstellung, zukünftige Marktsituation
6.2 Zukünftige Nutzung der Einrichtungen, Änderung der Anforderungen
6.3 Effizienzsteigerung, Rationalisierung
6.4 Zukünftiges Dienstleistungskonzept, Kundennutzen
0. Zusammenfassung
Die Erzeugung und Bereitstellung von pharmazeutischen Produkten und Wirkstoffen erfordert ein hohes Mass an Qualität.
Um diese Qualitätsansprüche zu sichern, ist für die Einhaltung der Qualitätssicherungsvorgaben ein kompetentes Qualitätsmanagement und eine effiziente Organisation notwendig. Die entsprechenden Massnahmen erfordern einen hohen Aufwand an Qualifizierungsarbeiten, die nur von ausgebildeten Fachleuten durchgeführt werden können.
Damit die notwendigen Fachleute für diese Arbeiten rechtzeitig zu Verfügung stehen, die entsprechenden Messeinrichtungen rechtzeitig reserviert werden können und der Qualifizierungsablauf überblickbar bleibt, ist für den jeweiligen Auftrag ein umfangreicher organisatorischer Aufwand notwendig.
Derartige Mandate können in Zukunft nur noch mit einer virtuellen Gebäudetechnikorganisation gelöst werden, wobei nebst der Personal- und Materialdisposition auch die umfangreichen Dokumentationen jederzeit verfügbar sein müssen.
1.1 Produkteerzeugnisse, Umgebung
Für die ständige Nachfrage nach neuen Medikamenten und Wirkstoffen mit spezifischer Wirkung benötigt der Hersteller von pharmazeutischen Produkten entsprechend des internen Forschungsstandes zuerst eine Versuchsanlage (Pilotplant) und später eine Produktionsanlage.
Mit Hilfe dieser Anlagen werden die notwendigen Wirkstoffe und pharmazeutischen Produkte in verschiedenen Darreichungsformen wie flüssig, halbfest und fest oder als Aerosole hergestellt, wobei die diversen Arbeitsschritte in steriler, keimarmer oder keimkontrollierter Umgebung durchgeführt werden müssen.
1.2 Qualitätsvorschriften
Die erzeugten Produkte müssen vorgeschriebene Qualitätskriterien erfüllen. Vor der Marktreife muss der Hersteller den Nachweis erbringen, dass die vorgeschriebenen Qualitätsanforderungen erfüllt werden und keine gesundheitlichen Folgeschäden entstehen können.
Dieser Nachweis wird in verschiedenen Ländern von den Aufsichtbehörden kontrolliert. Die beantragten Produkte werden für den Verkauf erst freigegeben, wenn die vorgeschriebenen Qualitätsanforderungen nachgewiesen sind.
Damit das Qualitätsziel, nämlich eine zuverlässige, gleichbleibende und reproduzierbare Qualität garantiert werden kann, muss während sämtlichen Planungs- und Ausführungsphasen diese Qualität bei den Verfahren, den Anlagen, der Infrastruktur und den Ausgangsstoffen gesichert werden.
Inspektoren überprüfen - auch ohne vorherige Ankündigung - durch Stichproben vor Ort, ob der Qualitätssicherungsstandard vom Hersteller auch eingehalten wird.
2.1 Qualitätsanforderungen an die Produkte und die Produktionsumgebung
Zur Erreichung der Qualitätsziele müssen folgende Bedingungen erfüllt werden:
Damit dies garantiert werden kann, ist unter anderem ein durchgehender Betrieb der Klimaanlagen, kontrollierte Herstellungsabläufe, ein kontrolliertes Verhalten des Personals und die Einhaltung der vorgeschriebenen Daten notwendig.
2.2 Betriebswirtschaftliche Ziele
Die Produktion muss kostengünstig sein. Dies erfordert:
2.3 Konsequenzen für die Gebäudetechnik
Für die Planung und Ausführung der Gebäudetechnik, die einen Einfluss auf die Qualität der Produkte hat, bedeutet dies:
Dieser Aufwand wird auch notwendig, wenn von bestehenden Anlagen nachträglich eine "retrospektive Qualifizierung" verlangt wird.
Für die Erstellung der verlangten Unterlagen und für die umfangreichen Messungen ist der Einsatz von geschulten Qualifizierungsfachleuten und die Einrichtung komplexer Messanlagen notwendig.
Weil diese Einsätze meistens nur für eine begrenzte Einsatzdauer und zu einem bestimmten Termin verlangt werden, kann der organisatorische Aufwand nur mit einer virtuellen Gebäudetechnikorganisation sinnvoll bewältigt werden.
3. Anforderungen der Benutzer an die Reinräume und Reinzonen
3.1 Reinraumanforderungen, Reinraumzonen
3.1.1 Staubpartikel und Keimzahlen
Abhängig von den herzustellenden Erzeugnissen und den erforderlichen Arbeitsprozessen wird für die Reinräume ein Zonenkonzept erstellt, in dem die verschiedenen Herstellungsbereiche und die erforderlichen Reinraumzonen definiert werden.
Für jede dieser Zonen müssen bestimmte Staubpartikelkonzentrationen eingehalten werden. Die maximal vorgeschriebenen Keimzahlkonzentrationen dürfen dabei nicht überschritten werden.
Die Reinraumklassen und die entsprechenden Partikelkonzentrationen basieren auf der US Norm US Federal Standard 209 E oder der deutschen Norm VDI 2083 mit den Reinheitsklassen 1 bis 6
Beispiele eines Zonenkonzeptes für die Pharmazeutische Entwicklung
Tabelle 1: Zonen für die sterile, halbfeste oder flüssige Darreichungsform sowie für Aerosole
| Zone | Reinraum Klasse Norm US FS 209 E |
Beschreibung der Reinheit | Partikelzahllimite pro m3/h Luft |
Keimzahl/m3/h Luft |
|||||
Ruhezustand |
Arbeitszustand |
Ruhezustand | Arbeitszustand | ||||||
> 0.5 µm |
>5 µm |
> 0.5 µm |
>5 µm |
||||||
| A | 100 |
steril (kritische Zone) | 350 |
- |
3'500 |
"keine" |
O |
< 1 |
|
| B | 1000 |
steril (Umgebebung) | 3'500 |
- |
35000 |
"keine" |
5 |
5 |
|
| C | 10'000 |
keimarm | 350'000 |
- |
350'000 |
2'000 |
50 |
100 |
|
| D | 100'000 |
keimkontrolliert | 3'500'000 |
- |
3'500'000 |
2'000 |
200 |
500 |
|
| E | - |
sauber | - |
- |
- |
- |
- |
- |
|
| In den einzelnen Zonen werden folgende Funktionen und Prozesse ausgeführt: | |||||||||
| A Sterilraum ohne Personenaufenthalt B Sterilraum mit Personen C Vorbereitung, Umkleide2, Waschraum, Herstellung, Sterilisatorenraum, Ansatzraum, Abfüllung, Verpackung D Schleusen, Umkleide1, Abfüllung Aerosole E Zwischenlager, Technikräume, Aufenthaltsraum Personal, Büros, Gangzonen |
|||||||||
| Tabelle 2: Zonen im Herstellbereich für die feste Darreichungsform und für die Tablettenform | |||||||
| Zone | Beschreibung | Partikelzahllimite pro m3/h Luft | Keimzahllimite m3/h Luft | ||||
| Ruhezustand | Arbeitszustand | Ruhezustand | Arbeitszustand | ||||
> 0.5 µm |
>5 µm |
> 0.5 µm |
>5 µm |
||||
| II | keimarm | - |
- |
- |
- |
50 |
200 |
| II LF | keimarm | 3'500 |
- |
- |
- |
1 |
20 |
| III | keimkontrolliert | - |
- |
- |
- |
200 |
500 |
| IIIS | keimkontrolliert S | 3'500'000 |
20'000 |
- |
- |
200 |
500 |
| IV | sauber | - |
- |
- |
- |
- |
- |
| In den einzelnen Zonen werden folgende Funktionen und Prozesse ausgeführt: | |||||||
| II keine Raumfunktionen II LF keine Raumfunktionen III Ansatzraum, Granulierung, Tablettierung, Lackierung, Folien, Abfüllung III S Spezialraum mit besonderer Sicherheit IV Waschraum, Lager, Prüfraum, Büro, Gang |
|||||||
3.1.2 Übrige Raumluftzustände und Raumdaten
Zur Verhinderung der Infiltration kontaminierter Umgebungsluft muss ein Luftüberdruck zur Umgebung vorhanden sein. Dies bedingt eine absolut dichte Ausführung des Raumes und aller Leitungsdurchführungen durch die Trennwände, Decken und Böden.
Abhängig von der Beschaffenheit der Produkte und des Herstellungsprozesses sowie aus Gründen der Behaglichkeit kann je nach Situation die Einhaltung folgender Daten verlangt werden:

Zur Vermeidung gesundheitlicher Schäden und zum Schutz der Produkte kann je nach Situation auch die Einhaltung von Grenzwerten vergeschrieben sein, nämlich:
- die max. zulässige gasförmige Verunreinigung durch Lösungsmittel und Dämpfe
- die max. zulässige biologische Verunreinigung durch Mikroorganismen wie Bakterien und Viren
- die max. zulässige nukleare Verunreinigung durch ionisierende Strahlung
3.2 Anforderungen an die Infrastruktur
3.2.1 Raumlufttechnik
3.2.2 Beleuchtung, Tageslichteinfall
3.2.3 Sanitäranlagen, Medienversorgung
3.2.4 Elektroanlagen, Sicherheitsanlagen
3.3 Betriebsanforderungen
3.3.1 Qualitätssicherung
In Reinräumen müssen die Qualitätsanforderungen durch eine systematische Qualitätssicherung überprüft werden. Die Vorbereitungen beginnen bereits am Anfang der Vorprojektphase mit der Erstellung des Validierungsmasterplanes sowie gegen Ende des Vorprojekts mit der Ausarbeitung eines Qualifizierungsplanes und enden nach Inbetriebnahme und Uebergabe der Anlagen mit dem Qualifizierungsbericht.
Bei Änderungen und dem Ersatz von Apparaten mit veränderten Daten muss gemäss Change Control die Qualifizierung für alle betroffenen Teile und Anlagen erneut vorgenommen werden.
3.3.2 Betriebssicherheit
Für die Einhaltung der Qualitätsziele ist die Betriebssicherheit eminent wichtig. Für den Produkteschutz als auch für den Schutz der Personen sind Sicherheitseinrichtungen und Massnahmen zu Vermeidung von Explosionen, Brandausbrüchen, Luft- und Gewässerverschmutzung, Produkteverunreinigungen und zur Vermeidung der gesundheitlicher Gefährdung von Personen absolut notwendig.
3.3.3 Instandhaltung
Durch die regelmässige Wartung und Inspektion können betriebliche Veränderungen und Nachteile frühzeitig erkannt und Pannen weitgehend vermieden werden.
Eine umfassende Instandhaltung hat aber auch noch den Vorteil, dass der Betrieb dabei optimiert wird, wobei die Betriebskosten durch gezielte Sparmassnahmen beim Energie- und beim Medienverbrauch um einiges reduziert werden können.
4.1 Aufbau und Infrastruktur von Reinräumen
4.1.1 Aufbau der Reinräume
Ein Reinraumbereich besteht aus unterschiedlichen Räumen oder Raumzonen mit einer speziell hohen Reinheit der Raumluft. Der Bereich ist durch Schleusen für den Personenzugang aus den Umkleideräumen und durch Materialtransportschleusen nach aussen abgeschirmt.
Zur Vermeidung der Infiltration von verschmutzter Umgebungsluft werden die Reinräume mit einem nach aussen abgestuften Ueberdruck betrieben.
Je nach Tätigkeit werden mehrere Räume mit unterschiedlichen Reinheitsklassen und unterschiedlichem Raumluftüberdruck nebeneinander plaziert.
Um die Transportwege der Medien wie Luft, Wasser, Druckluft und Vakuum möglichst kurz zu halten, befindet sich im Idealfall direkt über den Räumen eine Technikzentrale mit den gebäudetechnischen Einrichtungen für die Luftkonditionierung und die Luftverteilung sowie für die Nachbehandlung und Verteilung der Medien.
4.1.2 Infrastruktur
Energie- und Medienversorgung
Dies umfasst die Versorgung und Verteilung von Dampf, Heisswasser, Warmwasser, Kaltwasser, Weichwasser, Abwasser, Druckluft, Vakuum und Gasen, also Heizungs- und Sanitärinstallationen.
Raumlufttechnik (Beispiel eines Anlagenschemas)

Elektroinstallationen
4.2 Betriebssicherheit
4.2.1 Sicherheitssysteme
Zur Aufrechterhaltung der Betriebssicherheit dienen folgende Systeme, nämlich:
4.2.2 Betriebsüberwachung
Der Betrieb wird während 24 Stunden und 7 Tagen automatisch überwacht.
Die Daten werden laufend erfasst, auf Monitoren angezeigt und bei der Ueberschreitung von Grenzwerten als Alarm weiter geleitet und protokolliert.
Nebst der zentralen Ueberwachung der Gebäudetechnik erfolgt vor Ort eine periodische Ueberwachung der Betriebseinrichtungen durch die Gebäudebetreuer.
Ausserdem werden die Gebäudetechnikanlagen durch ein professionelles Instandhaltungsteam betreut und durch Inspektionen laufend überprüft.
4.3 Qualitätssicherung
4.3.1 Grundsätzliche Massnahmen
Die Qualitätssicherung basiert auf der Methode der Anlagenqualifizierung, wobei das Vorgehen und die Einhaltung einer umfangreiche Qualitätssicherungskette in Funktion der Planungsphasen vorgeschrieben ist.
Parallel zu den Qualifizierungsphasen müssen als Nachweis für die eingehaltenen Vorgaben detaillierte Dokumente erstellt werden, in denen die Qualitätskriterien plausibel und nachvollziehbar dargestellt sind. Diese Anforderungen dienen dazu, dass die Qualität der Produkte jederzeit zuverlässig und reproduzierbar ist.
4.3.2 Prospektive Anlagenqualifizierung während den Planungsphasen
Das unten aufgezeichnete Verfahren zeigt das Prinzip der Qualitätssicherungskette, die bei der Planung und Ausführung neuer Anlagen angewendet wird.
Die Qualifizierung beginnt mit der Erstellung des Validierungsmasterplanes am Anfang des Vorprojekts und des anschliessenden Qualifizierungsplanes während der Projektierungsphase, indem der Umfang und der Ablauf bestimmt wird, alle technische Dokumentationen festgelegt und die Ziele abgesteckt werden.
Während den Qualifizierungsphasen ist es wichtig, dass alle Tätigkeiten gewissenhaft ausgeführt werden und dass vor der Durchführung der Funktionsqualifizierung sämtliche Einregulierungs-und Kalibrierungsarbeiten abgeschlossen und dokumentiert sind.
Die Qualifizierung endet mit dem Qualifizierungsbericht nach Abschluss der Abnahme der Anlagen und der erbrachten Garantieleistungen.
Im Qualifizierungsbericht werden alle Untersuchungsergebnisse bezüglich der Akzeptanzkriterien kommentiert.
Schematisches Vorgehen bei der Qualifizierung von Anlagen
Zeitachse

4.3.3 Qualifizierung infolge Umstellungen oder Aenderungen
In den nachfolgenden Tabellen wird aufgelistet, bei welchen Situationen eine Requalifizierung durchgeführt werden muss.
Infrastruktur
| QuaIifizierungsrelevant | Nicht qualifizierungsrelevant |
| Austausch einer HEPA Filtereinheit durch ein neues Modell Neue Wasserverteilung oder Ausbau von Netzen Neue Energien Neue Raumaufteilung (andere Luftströmung) -> Schnittstelle zur Raumqualifizierung Montage eines neuen Ventilatortyps -> Schnittstelle zur Raumqualifizierung Installation eines neuen Pumpentyps im Wassersystem (beim Ersatz einer Pumpe mit einem identischen Modell erfoIgt eine eingeschränkte Requali- fizierung) Änderung an der UV-Anlage des Wasserverteilsystems Änderung an der Ozon-Anlage des Wasserverteilsystems |
Ersatz eines defekten Ventils durch ein bauartgleiches Element ohne Einfluss- nahme auf das Gesamtsystem. Ersatz einer Dichtung oder eines Membranventils (bauartgleich) Ersatz von bauartgleichen Verschleiss- teilen Austausch der Filter beim Luft- und Wasserverteilsystem Austausch von Keilriemen bei der Lüftung Wechsel einer Gasflasche |
Räume
| QuaIifizierungsrelevant | Nicht qualifizierungsrelevant |
| Austausch einer Pharmafilterwand mit einer nicht typengleichen Wand Aenderung der Zone Installation einer Filter-Einheit im Raum --> Schnittstelle zur Infrastruktur- qualifizierung Einsatz einer neuen Wand oder neue Raumaufteilung (andere Luftströmung) --> Schnittstelle zur Infrastruktur- quaIifizierung Montage eines neuen Ventilatortyps (Anderung der Luftströmung) --> Schnittstelle zur Infrastruktur- qualifizierung Änderung des Verwendungszweckes des Raumes (Bsp. Neumöblierung -> Mikrobiologie!) Nachrüsten einer fest installierten Maschine oder Anlage im Raum (mit festen Verbindungen) |
Austausch einer baugleichen Pharmawand Austausch von baugleichen Bau- elementen: Schnittstelle zur Infrastruktur- qualifizierung berücksichtigen. -> Kontrolle durch Facilityingenieur -> Kontrolle, ob durch den Einbau des neuen Elementes der ursprüngliche Zustand im Raum wieder hergestellt worden ist. Einbau eines zusätzlichen Steckers oder eines einfachen zusätzlichen Anschlusses Merke : Bei einer Summierung erfolgt Requalifizierung Installieren einer provisorisch oder vor- übergehend installierten Anlage im Raum (keine festen Verbindungen) |
5. Qualifizierungsservice bei der Gebäudetechnik
5.1 Aufgaben, Zielsetzungen, Dienstleisterorganisation
Spezialisierte Gebäudetechnikfirmen befassen sich seit jeher mit der Instandhaltung von Anlagen der Gebäudebetriebstechnik mittels Inspektion, Wartung, geplanter und ungeplanter Instandsetzung, während das Gebäudetechnikinformationssystem mit der zentralen Gebäudeüberwachung, dem Anlagejournal, der Gebäudedatenbank und dem Archiv für die Anlagedokumentation in den meisten Fällen durch den Anlagebetreiber betreut wird.
Andererseits werden durch die Gebäudetechnikfirmen Engineeringdienstleistungen wie Messungen und Expertisen durchgeführt.
Weil durch diese Tätigkeiten umfangreiche Anlageinformationen notwendig sind, ist es naheliegend, für die mit sehr vielen Istaufnahmen und vielen messtechnischen Arbeiten verbundene Durchführung der Qualifizierung ein gesamtheitliches Dienstleistungspaket anzubieten.
Denkbar für eine derartige Dienstleistung ist ein mehrjähriger Totalservice einer spezialisierten Firma mit einem Pauschalvertrag für die Dauer von beispielsweise 10 Jahren.
Weil für die Qualifizierung speziell ausgebildete Fachleute notwendig sind, ist aber auch eine virtuelle Gebäudetechnikorganisation von mehreren Gebäudetechnikdienstleistern denkbar, wobei jeder seine entsprechenden Spezialbereiche einbringt.
5.2 Dienstleistungen der virtuellen Gebäudetechnikorganisation
5.3 Qualifizierungsplanung
5.3.1 Validierungsmasterplan
Ziel und Zweck des Validierungsmasterplanes
Im Validierungsmasterplan wird bestimmt, welche Maschinen und Infrastrukturen zu qualifizieren und welche Systeme und Prozesse zu validieren sind, wobei auch die grundlegenden Anforderungen aufgelistet werden.
Inhalt des Validierungsmasterplanes
Nebst der Einleitung mit der Aufzählung der zu valdierenden Bereiche und der zuständigen Verantwortlichkeiten erfolgt eine umfassende Beschreibung des Gebäudes, der betrieblichen Organisation, des Personen- und Materialflusses, der Infrastruktur, der Maschinen, der IT- Systeme und der Prozesse. Ausserdem wird das Vorgehen der Validierung/Qualifizierung, die erforderlichen Dokumentationen und die Organisation festgelegt. Für die im Anhang beizufügenden Unterlagen werden die erforderlichen Listen, Pläne und Schemata aufgelistet.
5.3.2 Qualifizierungsplan
Ziel und Zweck des Qualifizierungsplanes
Der Plan legt fest, was im Einzelnen qualifiziert werden soll, wie die Qualifizierung durchzuführen ist, welche Akzeptanzkriterien überprüft werden, wie die Instandhaltung erfolgt, wie das Personal ausgebildet wird, wie Änderungen durchgeführt werden, welche Vorschriften einzuhalten sind usw.
Inhalt des Qualifizierungsplanes
Im unten aufgelisteten Inhaltsverzeichnis ist ersichtlich, welche Themen ein Qualifizierungsplan umfasst.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
Beschreibung der in die Untersuchung involvierten Anlagen mit Zweck und Funktion
2. Zielsetzung
Zweck und Ziel des Qualifizierungsplanes, Liste der enthaltenen Phasen (DQ, IQ...)
3. Dokumentation
Dokumentenliste (Bestellungen, Werkverträge)
Projektspezifische SOP
Verwaltung der Dokumentation (Revisionsunterlagen, Raumdatenblätter, RI-Schemata, Funktionsbeschrieb, Massblätter, Revisionspläne, Ersatzteilliste, Positionierung, Mess-protokolle, Kennlinien, Wartungsanleitungen, Uebergabeprotokolle und Mängellisten)
Messstellenverzeichnis
Energiespezifikation, Medien und Werkstoffe
Instandhaltung, Logbuch, SIWAKO-Planung
4. Qualitätssicherung
Vorgehen, zugrunde liegende Arbeitsvorschriften (SOP), spezifische Verenbarungen, Liste der Messarten und der zu kalibrierenden Sensoren
5. Qualifizierungsaktivitäten
5.1 Terminplan
5.2 Designqualifizierung (DQ)
5.3 Installationsqualifizierung (IQ)
(Zweck der Qualifizierung, Abnahme beim Hersteller, Vorgehen vor Ort, Liste der zu kontrollierenden Kriterien aufgrund der Materialspezifikationen)
5.4 Funktionsqualifizierung (OQ)
(Vorgehen vor Ort, Liste der zu kontrollierenden Funktionen aufgrund der RI-Schemata und der Funktionsbeschreibungen)
5.5 Leistungsqualifizierung (PQ)
(z. B. Filtertest, Kontrolle und Messung der Luftströme, Raumklassentest, Recoverytest, Kontrolle der Apparateleistungen, Kontrolle des Reinraums, Leistungstest inkl. Vorgehen und Tabelle der Tests)
5.6 Prozess Validierung (PV)
5.7 Computervalidierung (CSV)
6. Instandhaltung
Ziele, Grundlagen, Ablauf, Intervalle:
6.1 Vorbeugende Instandhaltung und Wartung
6.2 SIWAKO
(Sicherheit, Wartung und Kontrolle der Betriebseinrichtungen)
6.3 Ersatzteilliste
6.4 Ausbildungsprogramm für das Instandhaltungspersonal
7. Ausbildung des Betriebspersonals
Personen, Programm, Dokumentationen
8. Dokumentation
Datenbankkriterien, Datenverwaltung und Ablage
9. Qualifizierungsbericht
Ziele, Vorgehen zur Erstellung, Berichtsinhalt
10. Verantwortlichkeiten, Organisation
Liste der Zuständigkeitsbereiche und der verantwortl. Personen, Projekt-Organigramm
11. Change Control
Vorgehen bei Aenderungen, Festlegung der Requalifizierung
12. Unterschriften
Vorgehen
13. Anhang
Beilagen, erforderliche Checklisten
RI-Schemata
Messstellenverzeichnis
Installationsqualifizierung
Funktionsprüfung
Filtertest
Leistungstest
Änderungskontrolle
5.4 Qualifizierungsdurchführung
5.4.1 Designqualifizierung (DQ)
Ziel und Zweck der DQ
Erstellen eines dokumentierten Nachweises, dass alle qualitätsrelevanten Anlagen- und Systemanforderungen während der Planungsphase richtig und nachvollziehbar umgesetzt wurden.
Dienstleistung
Ueberprüfung und Sicherstellung, dass
5.4.2 Installationsqualifizierung (IQ)
Ziel und Zweck der IQ
Dokumentierter Nachweis, dass die Installation mit den qualifizierten Planungsdokumenten übereinstimmt.
Dienstleistung
Installationskontrolle und Installationsakzeptanz aufgrund der für den Qualifizierungsplan erstellten Checklisten der zu prüfenden Installationskriterien, indem diese nach Abschluss der Montagearbeiten vor Ort mit den installierten Anlagen und Apparaten verglichen werden.
5.4.3 Kalibrierungen
Ziel und Zweck der Kalibrierung von Instrumenten
Abweichungen gegenüber der Sollgrösse eines Messwertes in regelmässigen Intervallen feststellen und dokumentieren. (bei vorbeugender IH durch Inspektion)
Dienstleistung
Durchführung von Messungen und Vergleich mit dem für den Qualifizierungsplan erstellten Messstellenverzeichnis und der Liste der Messarten und der eingesetzten Sensoren.
5.4.4 Funktionsqualifizierung (Operationelle Qualifizierung/OQ)
Ziel und Zweck der OQ
Dienstleistung
Funktionsprüfungen gemäss Checklisten über die Regel- und Schaltfunktionen des Qualifizierungsplanes und Vergleich mit dem Funktionsbeschrieb.
5.4.5 Leistungsqualifizierung (Performance Qualification/PQ)
Ziel und Zweck der PQ
Ueberprüfung der Leistung und der gemessenen Istwerte durch Vergleich mit den geforderten Werten aus dem Pflichtenheft, dem Werkvertrag oder dem Mandatsvertrag als ein dokumentierter Nachweis, dass die Leistungen den festgelegten Anforderungen entsprechen.
Dienstleistung
Leistungsüberprüfung gemäss Checkliste der Leistungstests des Qualifizierungsplanes.
5.4.6 Qualifizierungsbericht
Ziel und Zweck des Qualifizierungsberichtes
Erstellen eines dokumentierten Nachweises, aus dem ersichtlich ist, dass alle Qualifizierungsarbeiten durchgeführt, die Mängel behoben und allfällige Abweichungen akzeptiert, begründet und dokumentiert sind.
Dienstleistung
Zusammenstellung aller erforderlichen Dokumente, die entsprechend den im Qualifizierungsplan aufgelisteten Grundlagen den Nachweis der Akzeptanzkriterien erbringen und in denen die Resultate der erfolgten Qualifizierung sichtbar und nachvollziehenbar dargestellt sind.
5.5 Messverfahren und Messinstrumente
5.5.1 Messverfahren
Im Rahmen der Qualifizierung werden z.B. folgende Messverfahren eingesetzt:
1. DEHS Abnahmemessung für Hochleistungs - Schwebstoffilter
2. Filterscanning Lecktest
Klassierung der Reinräume entsprechend der Partikel- und Keimkonzentration
1. Laminare Strömung
2. Turbulente Strömung
1. Ausdruck der Partikelzählungen
2. Ausdruck von Messprotokollen
5.5.2 Messinstrumente
Für die Durchfürung der Messungen werden folgende Instrumente eingesetzt:
Zertifizierte Messinstrumente für
1. Partikelmessung
2. Luftgeschwindigkeit und Luftrichtung
3. Dichtsitzprüfung
4. Aerosolerzeugung und Verdünnung
5. statischer Druck, Differenzdruck
6. Temperatur
7. relative Feuchte
6. Zukünftige Entwicklung, Kundennutzen
6.1 Problemstellung, zukünftige Marktsituation
In der Schweiz ist der Markt für den Vertrieb von Pharmaprodukten und Produkten der Spezialitätenchemie relativ klein, so dass in Zukunft neue Produktionsbetriebe vermehrt im EG-Raum, in Amerika und in Asien und dabei vor allem in den "Pharma-Entwicklungsländern" erstellt werden.
Deshalb werden in der Schweiz in erster Linie neue Versuchsbetriebe (Pilotplant) eingerichtet. Je nach Anforderung und Aufwand werden hierfür entweder bestehende Anlagen, die den Vorschriften entsprechen und kaum genutzt werden, für neue Versuche umgebaut, oder es werden neue Anlagen in kleinerem Umfang erstellt, als dies bis heute üblich war.
Die verlangten Dienstleistungen werden sich deshalb in Zukunft vor allem auf Änderungen, Requalifizierungen und GMP gerechte Instandhaltungen beschränken.
6.2 Zukünftige Nutzung der Einrichtungen, Änderung der Anforderungen
Um Kosten zu sparen werden die Einrichtungen in Zukunft vermehrt für den Mehrzweckbetrieb gebaut, so dass für kurfristige Umstellungen flexible Infrastrukturen verlangt werden.
Dies wiederum erfordert leicht anpassbare Mess-, Steuer- und Regelprozesse. Arbeiten werden zudem vermehrt mit ferngesteuerten oder programmierbaren Robotern betrieben, so dass die Behaglichkeitskriterien für den Menschen und die Massnahmen zum Schutz der Gesundheit vermehrt wegfallen.
Dafür werden die Umweltschutzanforderungen aber noch strenger und erfordern noch effizientere Abluft- und Abwasserreinigungsanlagen, sowie den Einsatz ökologisch abbaubarer Werkstoffe, die auch für Recyclingverfahren wiederverwedet werden können. Andererseits muss die Energieversorgung mit erneuerbaren Energien und Alternativsystemen ergänzt werden, wobei die Energienutzungswirkungsgrade der Anlagen und Apparate noch stark verbessert werden müssen.
6.3 Effizienzsteigerung, Rationalisierung
6.3.1 Effizienzsteigerung der Überwachung
Die rasante Entwicklung der Datenübertragung und Datenverarbeitung in der Informatik und der Kommunikation ermöglicht in Zukunft vermehrt Graphiken und Bilder in nahezu Echtzeit darzustellen, so dass eine übersichtlichere und damit noch effizientere Ueberwachung möglich wird.
Durch die immer leistungsfähiger werdenden Sensoren werden sogar noch zusätzliche Ueberwachungsfunktionen möglich.
Simulationen aufgrund von Einzelmessungen und Ausbreitungsmodellen vermitteln gesamtheitliche Informationen über die Raumluftzustände und ermöglichen allfällige Abnormitäten sofort zu erkennen.
Mit der Einführung von ferngesteuerten Robotern und programmierten Prozessabläufen wird das Geschehen in Zukunft vermehrt via Kontollmonitoren ausserhalb der Reinraumzonen überwacht.
6.3.2 Rationalisierung der Qualitätskontrolle
Infolge der vorher geschilderten technologischen Entwicklungen können sämtliche Sollwerte einprogrammiert und bei Aenderungen sofort korrigiert werden. Weil der Vergleich zum Istzustand konstant erfasst wird, kann nach der Realisierung der etwas aufwendigeren Programmierarbeit auf die Durchführung von stets zu wiederholenden systemunabhänigen Messungen verzichtet werden.
Die Kalibrierung der Messeinrichtungen ist jedoch auch zukünftig noch notwendig. Möglicherweise kann man sich dann bei der Qualifizierung auf einzelne Stichproben beschränken, weil alle Messpunktdaten des gesamten Messerfassungssystems bezüglich der Programmierung voneinander abhängen.
6.4 Zukünftiges Dienstleistungskonzept, Kundennutzen
Ausgehend von den oben geschilderten zukünftigen Entwicklungen und dem Trend nach Vereinfachung und Reduktion der Schnittstellen hat ein Dienstleistungsangebot nur noch eine Chance, wenn dieses einen gesamtheitlichen Qualifizierungsservice anbietet, in dem sämtliche Installations- und Funktionsqualifizierungen und sämtliche Messungen enthalten sind.
Um einer derartigen Leistungsanforderung bei einem relativ kleinen Markt zu entsprechen, kommt für derartige Aufträge nur noch eine virtuelle Gebäudetechnikorganisation in Frage. Dies auch deshalb, weil die künftigen Anforderungen die Möglichkeiten einer einzelnen Firma bei weitem übersteigen werden.
Weil der Markt für die Qualifizierung von Reinräumen innerhalb der Schweiz für eine einzelne Firma mit allen erforderlichen Dienstleistung zu klein ist, müssen die Aktivitäten auf den europäischen Raum erweitert werden. Damit könnte das Know How auch besser genutzt und vermarktet werden.
Wenn das Betriebsengineering, die Instandhaltung und der Qualifizierungsservice als kombiniertes Dienstleistungsangebot möglich wird, zum Beispiel in Form eines Totalserviceunternehmers oder einer virtuellen Gebäudetechnikorganisation, kann der Kunde von wesentlichen Kostenreduktionen profitieren. Dies insbesondere infolge Reduktion des Aufwandes bei der Qualifizierung und durch die Einsparung von Betriebskosten, weil diverse Arbeitsschritte wie Istaufnahmen, Datenzusammenstellungen, Messkonzepterstellung, Inspektion usw. nur einmal durchgeführt werden müssen und mit diversen Qualifizierungsarbeiten kombiniert werden können.
Literatur:
Beiträge in Fachzeitschriften
Richtlinien und Empfehlungen
(GBT 24) von E. Buser, W. Braun, E. Schieck, T. Wissler und A. Traugott.
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