Qualitätssicherung bei Aufzügen durch Ultraschall
Aus: SPEKTRUM der Gebäudetechnik von Sven Koller, Georg Krattiger

Die Anforderungen der Kunden an die Aufzugsanlagen sind die folgenden: Grundsätzlich wünscht der Kunde, einen Aufzug, der einfach bedienbar ist und gefahrlos benutzt werden kann. Ferner sollte er störungsfrei laufen, ständig verfügbar sein und einen kostengünstigen Betrieb gewährleisten.

Betriebssituation und Betriebssicherheit bei Aufzügen
Betriebssituation in der Schweiz

Bei den Aufzügen sehen die Verhältnisse wie folgt aus:
-
In der Schweiz sind rund 150'000 Auf züge in Betrieb.
- Das Durchschnittsalter dieser Aufzüge beträgt zirka 30 Jahre.
- Ein Aufzug macht je nach Auslastung in 30 Jahren zirka drei Millionen Fahrten.
Diese Verhältnisse zeigen, dass infolge des relativ hohen Anlagealters und der hohen Belastung der Aufzüge die Wahrscheinlichkeit von Materialermüdungen, wie zum Beispiel Brüche bei Antriebswellen, in vermehrtem Masse auftreten können.

Massnahmen zur Aufrechterhaltung der Betriebssicherheit
Die Anforderungen der Kunden und die Betriebssicherheit werden von den Aufzugsbetreuern sehr ernst genommen.
An den Aufzugsanlagen werden deshalb in regelmässigen Zeitabständen gewissenhaft Inspektions- und Wartungsarbei
ten gemäss der europäischen Norm EN 81 durchgeführt.
Um die Betriebssicherheit noch weiter zu erhöhen, sind bei zunehmendem Alter der Aufzugsanlagen zusätzlich auch Maerialprüfungen notwendig.

Qualitätssicherung mit Hilfe von Ultraschallprüfungen
Mit zunehmendem Alter der Aufzugsanlagen und der stetig steigenden Anzahl von Lastwechseln steigt auch die Gefahr eines Materialermüdungsbruches an der Aufzugswelle infolge eines Materialfeh lers, eines Konstruktionsfehlers oder infolge Überbelastung.
Diese Problematik und die möglichen Unfallfolgen sind wohl kaum jemandem bewusst. Trotzdem ist dies ein sehr wichtiges Thema, mit dem sich die Verantwortlichen für die Instandhaltung von Aufzügen unbedingt befassen müssen. Über die Konsequenzen sollten aber auch die Kunden informiert sein.

Aufzugstechnik, Bruch einer Aufzugswelle
- Um eine energiewirtschaftliche Nutzung der Anlage zu ermöglichen, hat der normale Seilaufzug ein Gegengewicht, welches das Kabinengewicht und etwa 50 % der Nutzlast kompensiert.
- Man geht davon aus, dass in der Praxis weit über 50 % der Aufzugsbewegungen Leerfahrten sind.
- Die Lastverhältnisse eines normalen Seilaufzuges bewirken, dass bei einem Bruch der Antriebswelle die leere Kabine des Aufzuges nach oben beschleunigt wird.
- Sicherheitseinrichtungen, wie zum Beispiel Fangvorrichtungen, verhindern zwar das Abstürzen der Kabine, jedoch nicht die unkontrollierte Aufwärtsbewegung.
Trotz geringer Reibungswiderstände erreicht der Aufzug durch die Differenz der Massenträgheit zwischen der Kabine und des Gegengewichtes auch bei kürzeren Aufzugsschächten eine
beachtliche Geschwindigkeit, was die Normalgeschwindigkeit um ein Vielfaches übertreffen kann.
- Entsteht an einer Aufzugswelle ein Materialriss, pflanzt sich dieser infolge der ständig wechselnden Beanspruchungen (Leerfahrt oder volleAuslastung) über eine längere Zeit fort und bewirkt schliesslich einen Wellenbruch.
Die Folgen eines derartigen Unfalles sind dann oft ein Totalverlust der Anlage, Iängere Betriebsausfälle und die Verletzung von Personen im beträchtlichem Umfang.
Um solchen Unfällen vorzubeugen, sind periodische Materialprüfungen notwendig. Diese Prüfungen sind auch für eine langfristige Instandhaltung sehr hilfreich.

Vermeidung von Folgeschäden
Als sinnvolle Lösung bietet sich die zer störungsfreie Prüfung der Aufzugswellen mit Ultraschall an.
Die Konstruktion der Aufzugsgetriebe ermöglicht ohne weiteres eine Materialüberprüfung der Aufzugswelle mit Hilfe der UItraschallprüfmethode.
Dabei bestimmt der Aufzugsmonteur entsprechend der Dimensionierung der zu prüfenden Welle den Einschallwinkel und den Messort.
Anhand des auf dem Ultraschall-Messgerät ersichtlichen Echo-Bildes kann er aufgrund seiner Erfahrung und dem Vergleich mit früheren Aufnahmen eine Bewertung der geprüften Antriebswelle vornehmen.

Was versteht man unter Ultraschall?
Als Ultraschall bezeichnet man den Frequenzbereich, der über dem hörbaren Schall liegt, nämlich ab 20 kHz bis in den MHz-Bereich.

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TECHNIK Ultraschallmesseinrichtung.

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Messprinzip der Prüfung mit Ultraschall.

Der Messbereich für die Ultraschallprüfung von Aufzugswellen liegt bei etwa vier MHz. Dies ist physikalisch bedingt durch:
- die Korngrenzgrösse des zu prüfenden Materials (in der Regel feinkörniger Stahl) und
- durch die aus der Frequenzmessung resultierenden Wellenlänge, abhängig von der Nachweisgrenze des Reflektors.

Funktionsweise des Ultraschall-Prüfgerätes
Im Ultraschall-Prüfgerät wird ein Spannungsimpuls erzeugt, der im Ultraschall-Prüfkopf (Wandler) in Ultraschall umgewandelt wird.
Wenn der Prüfkopf an das Werkstück angekoppelt ist, durchläuft der Schall das Prüfstück, wird an Materialbruchstellen oder an der Rückwand reflektiert und trifft dann auf den Prüfkopf zurück, wo er wieder in einen Spannungsimpuls umgewandelt wird.
Das Gerät berechnet aus der verstrichenen Zeit und der spezifischen Schallgeschwindigkeit den Schallweg und stellt diesen auf dem Monitor dar.
Desgleichen wird die Amplitudenhöhe in Bezug zur Schallschwächung des Materials und die Reflektorgrösse der Ungänze dargestellt.
Anhand der vom Ultraschallgerät ausgeführten Berechnungen macht der Aufzugsmonteur schliesslich seine Aussage und erstellt für jede Anlage ein reproduzierbares Prüfprotokoll, welches direkt in die Anlagedokumentationen übernommen werden kann.

Die Vorzüge der Qualitätskontrolle mit der Ultraschallprüfung

Bei dieser Prüfmethode sind

  • keine Demontagearbeiten notwendig,

  • Betriebsunterbrüche kaum spürbar,

  • Risse an Aufzugswellen schon im Ansatz erkennbar.

Diese Prüfmethode
- hat eine hohe Aussagekraft,
- ist mit relativ geringem Kostenaufwand verbunden und
- ermöglicht eine gezielte Instandhaltungsplanung.

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Prüf prot okol l .

Zeitabstände und Zeitaufwand für die Materialprüfung
Zeitabstände der Materialprüfung
Eine Ultraschallprüfung sollte nach heutigen Erkenntnissen nach 25 Betriebsjahren durchgeführt und dann zirka alle drei Jahre wiederholt werden. Werden Materialrisse festgestellt, muss festgelegt und entschieden werden, ob der Aufzug ausser Betrieb gesetzt wird. Zur Feststellung der Veränderungen sollte in kurzen Abständen (periodisch) eine Ultraschallprüfung durchgeführt werden.

Zeitaufwand
- Die erstmalige Messung inklusive Zustandsbericht und Massnahmenplanung erfordert je nach Messresultat (Umfang der Materialfehler) einen Zeitaufwand von vier bis fünf Stunden.
- Jede nachfolgende periodische Messung inklusive Messbericht erfordert dann noch einen Zeitaufwand von zwei bis drei Stunden.

Empfehlungen und Nutzen für den Kunden
Ultraschallprüfungen an Aufzugswellen sollten bei älteren Anlagen unbedingt durchgeführt werden.
Der Kunde hat dadurch den Nutzen, dass
- die Betriebssicherheit der Aufzüge wesentlich gesteigert wird,
- eine vorbeugende und effiziente Instandhaltung erfolgt,
- Betriebsunterbrüche minimiert werden,
- kostspielige ungeplante Reparaturarbeiten vermieden werden,
- die Wahrscheinlichkeit von schweren Unfällen mit Personenschäden und einem Totalverlust der Anlage wesentlich niedriger wird.

Dank der Ultraschall-Prüfmethode ist nachher eine aussagekräftige und umfassende Dokumentation der Anlagenzustände verfügbar. Damit hat man die Möglichkeit, jederzeit in die Unterlagen Einsicht zu nehmen, Entscheide über die notwendigen Sanierungsmassnahmen zu treffen und Reparaturarbeiten sinnvoll und effizient zu planen und auszuführen.

 


Weitere Informationen:
http://www.gbt.ch
oder durch die Autoren:
Georg Krattiger: georg.krattiger@sn.novartis.com
Sven Koller: sven.koller@sn.novartis.com